Unser Bild vom Kind

Unmittelbar nach der Geburt beginnt das Kind seine Umwelt zu erkunden und mit ihr in Austausch zu treten. So gestaltet es seine Entwicklung und Bildung aktiv mit. Bereits kleinste Kinder sind Mitgestalter ihrer Bildungsprozesse.

Kinder sind neugierig, interessiert und haben Freude am Lernen. Ihr Lerneifer, Wissensdurst und ihre Lernfähigkeit sind bemerkenswert groß. Mit ihrem Tun und ihren Fragestellungen sind sie höchst kreative Erfinder, Künstler, Mathematiker und Philosophen. Ihr angeborener Forscherdrang sorgt dafür, dass sie ihren Erfahrungs- und Wissensschatz immerfort vergrößern.

Jedes Kind bietet ein Spektrum einzigartiger Besonderheiten: Temperament, Begabung, Stärken, Bedürfnisse, ein eigenes Lern- und Entwicklungstempo und seine eigene Lebensgeschichte – und somit individuelle Lernvoraussetzungen.
Jedes Kind ist etwas ganz Besonderes!

Wir Erzieher sind Entwicklungsbegleiter, die über die Beobachtung die Themen, Interessen und die Entwicklungsprozesse der Kinder wahrnehmen, um sie aufzugreifen und weiter zu entwickeln. Denn jeder lernt am besten das, was ihn interessiert!

Wir nehmen die Kinder ernst – im Denken, Reden und Empfinden, nehmen jedes Kind in seiner Persönlichkeit an und begegnen ihm mit Wertschätzung und Respekt. Es bekommt die Aufmerksamkeit und Anerkennung, die es für seine Entwicklung braucht.

Der Mensch kommt als kompetenter Säugling auf die Welt.

Dies belegen die Entwicklungspsychologie und die neurowissenschaftliche Säuglings- und Kleinkindforschung.

Die Kinder unserer Kindertagesstätte werden an vielen Entscheidungen und der Planung beteiligt.
Im wöchentlichen Turnus findet eine Kinderkonferenz statt, an der für den Kindergarten relevante Themen besprochen, Neuigkeiten mitgeteilt und bei Bedarf Abstimmungen getätigt werden. In dieser Runde ist auch der „Rote Teppich“  fester Bestandteil, der den Kindern als Forum dient, sich mitzuteilen.
Demokratische Abstimmungen bei Entscheidungen, die die Kinder über Abläufe oder Planungen treffen, geschehen mit Hilfe von Fotomagneten oder Aufklebepunkte.
Um bei den Kindern ein Verantwortungsbewusstsein zu wecken, wird bei Konfliktlösungen zwischen den Kindern dahingehend vermittelt, dass die betroffenen Kinder ins Gespräch kommen, beide Seiten beleuchtet werden und die Kinder gemeinsam eine Lösung suchen.

Regeln werden gemeinsam in den  Konferenzen oder im Abschlusskreis besprochen und von Zeit zu Zeit nach ihrer Gültigkeit überprüft. Die Kinder spüren, dass sie durch einen „geregelten Alltag“ Sicherheit erfahren. Manche Regeln werden nur zeitlich begrenzt benötigt, z.B. bis sich etwas eingespielt hat.
Gezielte Beobachtungen sind die Voraussetzung, aktuelle Themen und Wünsche der Kinder zu erkennen. Hierauf basiert die Projektarbeit und Themen, die im Kindergarten bearbeitet werden.
Bei den regelmäßigen Beobachtungen, die zur Grundlage der Bildungs- und Lerngeschichten dienen, ist die Zustimmung des Kindes notwendig. Zudem  bestimmt das Kind, in welcher Situation es beobachtet werden möchte.
Das „Nach-Hause-gehen“  kennzeichnen die Kinder, indem sie verantwortlich sind, ihr Magnetfoto von der „Anwesend-Tafel“ zur „Abgeholt-Tafel“ zu hängen.

Partizipation im Kindergarten

Partizipation in der Krippe

Grundsätzlich zeigt die Haltung der ErzieherInnen, dass jedes Kind  in seiner Persönlichkeit und mit seinen Anliegen wahrgenommen wird. So werden persönliche Eigenarten berücksichtigt und Spielideen der Kinder aufgegriffen. Den Kindern wird zugehört und ausreichend Zeit gewährt.

Die Kinder spüren, dass ihre Themen wertgeschätzt und ernstgenommen werden. Dadurch ist die Grundlage geschaffen, sich am aktiven Geschehen zu beteiligen. Es besteht eine geregelte Tagesstruktur, die jedoch so offen ist, dass Befindlichkeiten der Kinder vorrangig den Verlauf des Tages bestimmen. Schlüsselsituationen werden erkannt und in den Alltag integriert. Erzieher geben Impulse und die Kinder entscheiden, ob sie diesen nachgehen möchten.

Jedes Kind hat unabhängig von seinen jeweiligen Entwicklungsvoraussetzungen und Bedürfnissen den gleichen Anspruch darauf, in seiner Entwicklung und seinem Lernen angemessen gefördert zu werden. In unserer Einrichtung sind alle Kinder willkommen. Je nach Unterstützungsbedarf wird mit den Eltern nach einer Lösung zum Wohle des Kindes gesucht.

Alle Kinder bedürfen einer spezifischen, auf ihre Fähigkeiten, Neigungen und Interessen abgestimmten Förderung. Eine anregungsreiche, individualisierte und flexible Gestaltung der Arbeit entspricht der Vielfalt von Lernausgangslagen der Kinder. Durch ein Miteinander von Kindern unterschiedlichster Begabung und Neigung können alle voneinander lernen und es entsteht ein selbstverständlicher Umgang im Miteinander. Somit ist jedes Kind eine Bereicherung für die gesamte Einrichtung.

Frühzeitige individuelle Unterstützung, die enge Zusammenarbeit mit den Eltern und das Hinzuziehen von Experten sind geeignete Möglichkeiten, um den Besonderheiten eines jeden Kindes gerecht zu werden.

Inklusion

Portfolio

„Das bewusste Nachdenken über das, was gelungen ist, stärkt den Glauben an die eigenen Fähigkeiten“ (1)

Die Dokumentation der Entwicklung der Kinder, ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Diese Dokumentationen werden in einem sogenannten Entwicklungsbuch, dem Portfolio abgeheftet.

Im Portfolio wird die Bildungsbiografie der Kinder in kleinen Geschichten durch systematische Beobachtungen und deren Dokumentation festgehalten. Diese Geschichten werden mit den Kindern im Dialog überprüft und gegebenenfalls verändert. Der verbale Austausch mit dem Kind ermöglicht dem Erwachsenen ein besseres Verstehen der Perspektive des Kindes und gibt einen Einblick in seine Entwicklung und seine individuellen Lernfortschritte und Lernwege.
Die Lerngeschichten beinhalten ein großes Potential emotionaler Energie, denn jedes Dokument erzählt exemplarisch eine kleine Erfolgsgeschichte, die mit (Erfolgs) Erlebnissen verbunden ist. Bei Entwicklungsgesprächen werden die Geschichten mit einbezogen, somit erhalten Eltern ein wertvolles Feedback.

Die Arbeit mit dem Portfolio sensibilisiert das Kind für seine Fähigkeiten und macht es neugierig auf alles, was es gelernt hat und noch lernen möchte. Der Fokus richtet sich auf die Fähigkeiten und Stärken des einzelnen Kindes. Der Erwerb von Fachwissen ist sekundär. Das Augenmerk liegt darauf, wie das Kind zu seinem Ergebnis gekommen ist und welche Lernerfahrungen es dabei gemacht hat. Das Kind lernt, dass seine Lernleistungen von Anfang an gewürdigt, dokumentiert und mit ihm reflektiert werden. Es bestimmt mit, was aufbewahrt wird und was nicht.

Bei den Inhalten des Portfolios handelt sich Kompetenzen, wie Kreativität, Kommunikationsfreude, Entdeckerfreude- aber auch besondere Ereignisse wie Geburtstage oder Feste können festgehalten werden. Eltern dürfen gerne  entwicklungsrelevante Begebenheiten miteinbringen.

Das Portfolio ist Eigentum des Kindes.

 

(1)„Praxis Beobachtung“  Cornelsen Verlag